Gewalt entsteht aus Unfähigkeit zum Dialog
In den letzten 10 Jahren ist die Anzahl der angezeigten Gewalt-Delikte in Österreich von 66.000 auf 86.000 gestiegen. Das Dunkelfeld nicht berücksichtigt. Stichwaffen und jugendliche Straftäter sind „im Vormarsch“. Was uns medial als dramatische Entwicklung aufgezeigt wird, hat einen realen Hintergrund.
Von MAG. WOLFGANG LUSAK
Hemmschwellen sinken, Verrohung steigt
Wie schon lange nicht ist Europa von Kriegen, Umweltkatastrophen und Wirtschaftsproblemen betroffen. Dass erzeugt viel Wut darüber, dass persönlichen Ziele nicht erreicht werden können. Leider fliegen dann nicht mehr die Fäuste, es wird mit Messern zugestochen. „Stolze Männer“ halten selbstbewusste Frauen nicht aus, ihr „gefühlter“ Machtverlust in Beziehungen erhöht die häusliche Gewalt. In patriarchalischen, auch strenggläubigen Familien werden Söhne zu „Prinzen“ erzogen, denen zu viel erlaubt wird, die aber auch geschlagen werden. Mädchen werden zur Unterwürfigkeit erzogen. Im gleichen Umfeld entstehen Zwangsehen, Ehrenmorde und Terrortaten. In der Schule Gedemütigte werden zu Amokläufern.
Ursachen sind ein legales Verführungsverhalten großer Konzern-Marken, die mit Slogans wie „Just Do it“, „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ die Menschen glauben machen, sich alles ganz einfach aneignen zu dürfen und dass man ohne Konsum-Aufstieg kein vollwertiger Mensch sei. Auch was im Internet durch Blasenbildung, Algorithmen, Fakenews so geboten wird, senkt die Hemmschwellen. Wenn dann Politiker einander beflegeln, wenn sie Aussagen wie „Hol Dir, was Dir zusteht“, „Lass Dir nix g’falln“ oder „Sei Pippi, nicht Annika“ von sich geben, erzeugen sie eine verrohende Grundstimmung. Viele verlernen dadurch vernünftiges Bewerten, Entscheiden und Handeln. Grobheit löst Höflichkeit ab, wenn sogar Staatsoberhäupter derb herumpöbeln. Mangelnde Bildung und Bildungsbereitschaft ist ein Nährboden der Gewalt. Das Recht des Stärkeren gewinnt an Gewicht.
Waffenverbote bringen da wenig
Es muss klar werden, dass Hass nicht nur bei „den anderen“ besteht. Wer glaubt, es gäbe eine andere, böse Seite der Gesellschaft, deklariert seinen eigenen Hass und Unfähigkeit zum Dialog. Eigentlich brauchen wir einen Neustart für unsere westliche Demokratie, die sich bedenklich in Richtung Plutokratie, also Herrschaft der Reichen neigt, in der die Massen mit Brot & Spielen sowie Teilen (Spalten) & Herrschen bald nicht mehr ruhig gestellt werden können und die ausgleichende Mitte abstirbt. Wir brauchen eine neue „runde Gesellschaft der Mitte“, in welcher Links-Rechts, Alt-Jung, Reich-Arm usw. ausgeglichen und die Werte Fleiß, Leistung, Nachhaltigkeit, Fairness und Respekt vor Eigentum gemeinsam gelebt werden.
MAG. WOLFGANG LUSAK
IST UNTERNEHMENSBERATER, LOBBY-COACH UND AUTOR DES BUCHS „MEIN HERZ SCHLÄGT IN DER MITTE“
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