Stranded

 



Der Bildhauer und Performance-Künstler Samson Ogiamien wurde in Benin City, Nigeria, geboren und lebt und arbeitet heute in Graz

Informationen: www.yaruya.at, www.ogiamien.at, www.repatriates.org/peop- le/samson-ogiamien

buntesAT: Wie ist das Projekt „Stranded" entstanden?
Samson Ogiamien: „Stranded" ist aus den Erfahrungen junger Afrikaner (und ihrer Kunst) in Europa entstanden. Die gestrandete Person hat eine Tasche bei sich, die niemand ihr wegnehmen kann. Darin befindet sich ihre Authentizität.

Im Zentrum ihrer letzten großen Arbeit steht die „Iyagbon" Maske, eine große bronzene Mas- ke, die durch verschiedene Länder reist. Worum geht es bei „Iyagbon's Spiegel"?
Das Projekt „Iyagbon's Spiegel” thematisiert die Herkunft und die geforderte Restitution tausender Artefakte, die durch koloniale Ausbeutung und Diebstahl in europäische Museen gelangt sind. Für das Projekt habe ich mit der Performance Gruppe Onyrikon kollaboriert. Aus dieser Zusammenarbeit ist unter anderem ein 90-minütiger Film entstanden.

Sind Sie überrascht über die Art und Weise, wie die Kunst in Europa funktioniert? Gibt es in Af- rika eine ähnliche Trennung in Theater, Litera- tur, Malerei, Tanz...?
In Benin City und in den Kreisen, in denen ich meine Kunst gelernt habe, wurden wir in einer sehr sicheren, traditionellen Atmosphäre ausgebildet und daran gewöhnt, auf diese Weise zu arbeiten. In Österreich habe ich eine neue Freiheit in der Vorgehensweise kennengelernt, die viele Perspektiven für Zusammenarbeit bot.
 
Tatsächlich gab es den Wunsch, diese strikte Trennung der Künste in Europa zu durchbrechen und gleichzeitig Brücken zu schlagen. Die Begrenzung von Literatur, Bildender Kunst und Theater in ihren eigenen Bereichen zuerst zu spüren und dann die Möglichkeit der Ergänzung als Befreiung zu erfahren, war der Weg zu den internationalen, übergreifenden Kulturprojekten, die dann entstanden sind.

Was ist die Rolle der Kunst in der Gesellschaft?

Kunst dient als Medium der Kommunikation. Sie regt zur Reflexion an, liefert Diskussionsmaterial und verbindet Menschen miteinander. Ich sehe meine Kunst daher als Brücke zwischen Kulturen und als Möglichkeit, Menschen zusammenzubringen.

Einige Ihrer Skulpturen haben meiner Meinung nach eine gewisse Dynamik, ähnlich der Arbeit von Alberto Giacometti, einem italienischen Maler und Bildhauer, der isoliert in Paris lebte. Glauben Sie, dass ein gut geschulter Geist auch ohne zu reisen geistreiche Einflüsse aus anderen Kulturen aufnehmen kann?
Interessanterweise habe ich einmal in Sri Lanka mit einem Bildhauer aus der italienischsprachigen Schweiz zusammengearbeitet und festgestellt, wie nahe seine Ideen dem afrikanischen Geist waren.

Interview: Ruud van Weerdenburg



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