Milli Vanilli, ein Welterfolg, der auf Betrug beruht



Ein afrikanisches Schicksal im Musikbusiness der Weißen

Menschen werden in die Berühmt- heit  "hineingepeitscht",  ohne sich auch nur für eine Sekunde in die "Hit-Single" eingesungen zu haben. Verlage setzen auf bekannte Gesichter, die nicht einmal die Ghostwriter ihrer geschmackvoll aufgetischten Biografie persönlich kennen. Das ist in den USA und Teilen Europas sehr üblich. Atemberaubend, die Tänze in den „Bolly- wood“-Filmen. Die Choreografen von Helene Fischer und Britney Spears haben davon geklaut, nicht die Sängerinnen selbst. Interviews mit den Sän- gerinnen darüber, wie virtuos sie ge- playbackt werden, sind selten zu sehen oder zu lesen. Es wird aber auch nicht verheimlichtes ist eine Frage der Auf- gabenverteilung.
In dem Film "Girl, you know it's true..." wird gezeigt, was passieren kann, wenn ein defektes Tape während einer geplaybackten Aufführung hängen bleibt und die beiden adoptierten afrikanischen jungen Männer in einen Albtraum führt. Der als Vater auftretender weißer Mann und Produzent, Frank Farian, erweist sich als raffinierter Betrüger. Thematisch liebäugelt der Film mit diesem Skandal in der Hip-Hop- Szene. Der Inhalt selbst ist überraschend packend und geschmeidig gespielt, mit aufschlussreichen, menschlichen Konfrontationen zwischendurch.
Austauschbar und trotzdem komplett eigenwillig wirken die Sänger tatsächlich wie ein Zwillingspaar - bis das ganze Abenteuer zum Schiffbruch wird und der Eine, Rob Pilatus, in eine destruktive Richtung steuert, bis zum Selbstmord, während die andere Hälfte, Fab Morvan, auf Irrwegen zu seiner Adoptivschwester zurückfindet und sich dabei langsam neu erfindet. In "Girl, you know it's true" fehlt eine starke Frauenrolle. Vielleicht gab es diese auch in Wirklichkeit nicht. Das Ende greift den Betrug wieder auf und beweist, dass sich die Leute lieber hinters Licht führen lassen, als ihre Gefühle auf wirkliche Inhalte zu überprüfen. Der Spagat zwischen Glamour und seelischem Abgrund wird aufgedeckt, wobei das Tanzen dieser vier Beine (vielleicht dank des Kokains) so nebenbei atemberaubend wirkt. Regie: Simon Verhoeven

Von Ruud van Weerdenburg
Bild:
Fab Morvan (links) und Rob Pilatus (rechts) vom deutschen Pop-Duo Milli  Vanilli mit Grammy-Präsident C. Michael Greene bei der Grammy-Verleihung 1990


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