Einführung zu „Das Mädchen unter den Pfirsichblüten“ - Wangen und Blüten im zarten Rot

Von Yao Yao



Ob in der Antike oder der Gegenwart, im Osten wie im Westen – Liebende werden oft vom Schicksal herausgefordert. Auch in der Gui-Oper „Menschenantlitz und Pfirsichblüten“ ist ein Liebespaar, das durch die Blüten des Pfirsichbaums miteinander verbunden ist, solchen Prüfungen ausgesetzt.
Der Gelehrte Cui Hu fällt bei der Beamtenprüfung durch und kehrt enttäuscht zurück. In einem von Pfirsichblüten übersäten Vorort begegnet er zufällig dem jungen Mädchen Du Yichun. Zwischen den beiden entstehen zarte Gefühle.
Im darauffolgenden Jahr kehrt Cui Hu an denselben Ort zurück. Die Blüten sind noch da, doch das Mädchen ist verschwunden. Er hinterlässt tief bewegt das berühmte Gedicht an der Tür:
„Letztes Jahr an diesem Tag, in diesem Tor: Antlitz und Pfirsichblüten leuchteten gemeinsam.
Das Antlitz, ich weiß nicht, wohin es ging –
Die Pfirsichblüten lachen noch immer im Frühlingswind.“
Danach verlässt er traurig den Ort.



Du Yichun kehrt nach Hause zurück, entdeckt das Gedicht und verfällt vor Sehnsucht in eine schwere Krankheit. Als ihr Leben auf dem Spiel steht, trifft Cui Hu rechtzeitig ein. Du Yichun erwacht wie aus einem Traum.
Erst jetzt erkennt ihr Vater, was seine Tochter krank gemacht hat und gibt schließlich seinen Segen zu dieser Liebesverbindung.

In China gibt es den Ausdruck „Pfirsichblüten-Glück“ (桃花运), der für romantisches Schicksal oder Liebesglück steht. Der Ursprung dieses Begriffs lässt sich auf das klassische Werk Shijing – Zhou Nan · Taoyao zurückführen. Dort heißt es: „Pfirsichbaum jung und zart, seine Blüten hell erglänzen. Die Tochter geht zur Ehe – sie wird das Heim gut führen.“
In diesem Gedicht wird die Pracht der Pfirsichblüten als Metapher für die Schönheit einer Braut und die Harmonie ihres künftigen Familienlebens verwendet. Daher sind Pfirsichblüten eng mit Heirat und Fruchtbarkeit verbunden.
Früher sagte man bei Hochzeitsglückwünschen oft: „Es entspricht sowohl den Riten des Herzogs von Zhou als auch dem Lied ‚Taoyao‘.“

Pfirsichblüten symbolisieren Jugend, Lebenskraft und familiäres Gedeihen. Bereits im Huainanzi aus der Han-Dynastie wurde ein Zusammenhang zwischen Pfirsichblüten und Sternkonstellationen beschrieben. In astrologischen Werken der Tang- und Song-Dynastie wie Sanming Tonghui gelten die Himmelsrichtungen „Zi, Wu, Mao, You“ als „Pfirsichblütenpositionen“ – sie stehen für emotionale Sensibilität oder Turbulenz in zwischenmenschlichen Beziehungen.
Die chinesische Schicksalsdeutung ähnelt in gewisser Weise dem westlichen Tarot. Auch wenn es im Tarot keine Karte gibt, die direkt für das sogenannte „Pfirsichblüten-Glück“ steht, sind viele Karten eng mit Liebe und zwischenmenschlichen Beziehungen verbunden.
Zum Beispiel symbolisiert die Karte Die Liebenden (The Lovers) Entscheidung, Partnerschaft, emotionale Verbindung und Anziehungskraft. Sie deutet darauf hin, dass man sich in einer wichtigen Liebesbeziehung befindet oder vor einer bedeutenden emotionalen Entscheidung steht.

In vielen europäischen Kunst- und Literaturwerken symbolisieren Pfirsichblüten die Zerbrechlichkeit der Liebe und das bittersüße Wesen des menschlichen Lebens.
Besonders in der Romantik wurden Pfirsichblüten als Symbol für „verführerische, aber vergängliche Schönheit“ betrachtet – im Einklang mit dem Zeitgeist, der sich stark mit dem Thema der Vergänglichkeit beschäftigte.


In der viktorianischen Blumensprache standen Pfirsichblüten für süße, aber kurzlebige Romanzen.
Dichter und Künstler verwendeten Pfirsichblüten oft als Metapher für leidenschaftliche, flüchtige Momente der Schönheit und riefen dazu auf, die vergänglichen Schönheiten des Lebens bewusst zu schätzen.
In Menschenantlitz und Pfirsichblüten hingegen symbolisieren die Pfirsichblüten vor allem die Süße der Liebe. Die durch die Blüten verbundene Liebesgeschichte ist von Prüfungen geprägt – doch schließlich finden die Liebenden zueinander.
Dies spiegelt das besondere ästhetische Ideal in der chinesischen Kunst wider, das Vollkommenheit und Harmonie hochschätzt.
Von zufälliger Begegnung bis zur schicksalhaften Verbindung – auch wenn das Leben unbeständig ist, enden chinesische Kunstwerke häufig mit einem versöhnlichen, glücklichen Abschluss.
Eine besondere Besonderheit von Menschenantlitz und Pfirsichblüten besteht darin, dass die männliche Rolle des Cui Hu von einer Frau gespielt wird – einer herausragenden Schauspielerin des Theaterensembles der Autonomen Region Guangxi (Name).
In der chinesischen Oper hat die Kunstform der „weiblichen Xiaosheng“ (junge Männerrollen, gespielt von Frauen) eine lange Tradition.
Mit präzisem Schauspiel bringt die Darstellerin sowohl die kultivierte Eleganz als auch die tiefe Emotionalität der Figur Cui Hu überzeugend auf die Bühne.
Durch anmutige Körperbewegung, ausdrucksstarke Blicke und einen klangvollen Gesang erschaffen diese Künstlerinnen ein besonders poetisches Gelehrtenbild – ein wunderbares Beispiel für die chinesische Theaterästhetik: „mit der Form den Geist ausdrücken“ (以形写神).
Am Ende des Stücks stirbt Du Yichun durch das Gedicht, das Cui Hu einst verfasst hat – und wird durch eben dieses Gedicht wieder zum Leben erweckt.
Die Poesie wird so zu einem Medium, das Leben und Tod überwindet – vergleichbar mit der magischen Kraft des schriftlichen Pakts in Goethes Faust oder mit Hamlets berühmter Frage nach „Sein oder Nichtsein“ in Shakespeares Tragödie.
Das Ende hinterlässt einen tiefen, nachhallenden Eindruck.

Termine siehe unter:
muth.at
world-icc.com



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