Die Kaiserin von Österreich trägt plötzlich ein Tattoo auf ihrer Schulter!
Von Mag. Hana Beran
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| Bild: Wikipedia |
Welch schreckliche Entdeckung musste eines Tages Kaiser Franz Joseph I. machen. Seine Gemahlin hat sich auf einer ihrer Reisen einen Anker nach Seemannsart auf ihre Schulter tätowieren lassen. Und zu dem Zeitpunkt, im Jahre 1888, war sie keineswegs mehr jung oder jugendlich. Nein, sie war bereits 51 Jahre alt! Auch ihre jüngste Tochter Marie Valerie, damals 20-jährig, musste über die Verstümmelung ihrer Mutter weinen, wie sie in ihrem Tagebuch betrübt vermerkte. Wo genau Sisi sich hatte tätowieren lassen, weiß man nicht. Offensichtlich in einer Hafenspelunke. Nicht nur, dass die allerhöchste Kaiserin nun ein Tattoo trug. Wie konnte sie sich in eine ordinäre Hafenkneipe begeben? Sich unter solch niedriges, schmutziges Volk mischen? Auch für uns heute noch eine ziemlich unfassbare Vorstellung.
Warum hat sie das gemacht, um Himmels Willen?
Wenn man sich mit der Persönlichkeit von Sisi beschäftigt, dann wird bald recht nachvollziehbar, dass diese sehr eigenwillige und nach persönlicher Freiheit drängende Seele diesen Schritt gewagt hat. Aufgewachsen in München in Bayern, in den Sommermonaten auf dem gemütlichen Familienschloss Possenhofen unweit des Starnberger Sees, genoss sie mit ihren Geschwistern ein ungewöhnlich freies Leben in der Natur. Ihr Vater Max in Bayern, selbst ein recht unkonventioneller Freigeist und ständig auf Reisen in die weite Welt, legte keinen Wert auf gesellschaftliche Zwänge. Also lag dieser Freiheitsdrang der blutjungen Elisabeth einerseits in ihren Genen, andererseits aber auch in der Lebensart ihrer Kindheit und Jugend begründet. In Possenhofen lernte sie schwimmen, reiten und Bergsteigen.
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| Bild: Wikipedia |
Schock und Ernüchterung ließen nicht lange auf sich warten. Wenige Tage nach der Hochzeit musste der Kaiser seine junge Gemahlin auf Schloss Laxenburg des Tages alleine lassen.
Schließlich gab es Krieg und die Staatsgeschäfte riefen. Nun erwachte Sisi in ihrem neuen, völlig anderen Leben. Zunächst noch sehr schüchtern und verschreckt litt sie unter den vielen Verhaltensregeln, Verboten und Geboten ihrer für sie strengen Schwiegermutter Erzherzogin Sophie und ihrer höfischen Umgebung. Und verfasste klagende Gedichte, in welchen ihre depressive Stimmung zum Ausdruck kommt.
Bald nach der Geburt ihrer ersten beiden Töchter wurde Sisi sehr kränklich, hatte große Beschwerden mit Lunge und Atemwegen. Die Ärzte verordneten ihr einen längeren Aufenthalt am Meer, denn die Meeresluft sollte ihr helfen. Das hat sich auch bewahrheitet und der jungen Kaiserin ging es bald viel besser. So gut, dass sie lange nicht zurückkehren wollte. Jedoch nicht nur der wohltuenden Luft wegen.
Oh nein, die junge Frau genoss ihre Freiheit, die Befreiung vom ungeliebten Hofleben und dessen Zwängen. Sie entdeckte hier für sich eine Möglichkeit dem zu entrinnen. Und so wurde sie, zurück am Hof, immer wieder bald kränklich und musste sich ans Meer begeben. Das Meer und die Reisen über das Meer wurden zu ihrer persönlichen Freiheit. Hier konnte sie weitgehend nach ihren Vorstellungen und nach ihrem Verlangen leben. Hier hatte sie ihre Ruhe von der verhassten und feindlichen Hofgesellschaft und den lästigen Pflichten. Und ihre Seele konnte frei schweben, wie sie es in einem ihrer vielzähligen Gedichte beschreibt:
„Eine Möve bin ich von keinem Land,
Meine Heimat nenn ich keinen Strand,
Mich bindet nicht Ort und nicht Stelle;
Ich fliege von Welle zu Welle.“
Kann es da noch wundern, dass die ewig unkonventionelle und unangepasste Sisi sich einen Anker auf ihre Schulter hatte tätowieren lassen?
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